Aus dem Bücherregal – Urmeer von Dagmar Röhrlich

Herbstzeit ist ja Lesezeit jedenfalls dann, wenn man dafür die Zeit hat. Aus meinem inzwischen recht groß gewordenem Stapel an ungelesenen Büchern habe ich endlich mal eines durch bekommen und finde es ganz nett.

Titel: Urmeer – Die Entstehung des Lebens
Autor: Dagmar Röhrlich
Illustration: Jürgen Willbarth
Verlag: Mareverlag – Auflage: 1. (24. Juli 2012)
ISBN: 978-3-86648-123-7

Das Buch beschäftigt sich mit der Evolution des Lebens auf unserem Planeten. Da die Erde zum größten Teil von Wasser bedeckt ist und das Leben die meiste Zeit der bisherigen Erdgeschichte auf das Meer beschränkt war – die ersten Lebewesen wagten erst vor 460 Mio. Jahren in Form von Algen, Pilzen und primitiven Moosen die ersten zaghaften Schritte aufs Land – ist das Leben im Meer und die Entwicklung der marinen Ökosysteme Hauptthema des Buches. Darüber hinaus widmen sich die ersten Kapitel der Entstehung der Geologie als Wissenschaft und wie diese – neben der Kosmologie – unser Bild von der Erde radikal verändern sollte.

Was mir an dem Buch sehr gefallen hat, war einerseits die Verknüpfung von Erd- und Wissenschaftsgeschichte – speziell Nicolaus Steno wird, als einer der Begründer der Geologie, viel Platz eingeräumt – andererseits die schönen Illustrationen. Einzelne Aspekte, z.B. wie viel Fisch in uns steckt, werden dabei kleinen Infoboxen behandelt. Hier eine Beispielseite (ich hoffe, ich werde dafür nicht “gehängt”, man weiß ja inzwischen nie):

Doppelseite aus dem Buch – Text: Dagmar Röhrlich / Illustration: Jürgen Willbarth

Das Buch selbst ist als Hardcover erschienen und kostet 28 Euro. Für den Preis bekommt man ein sehr gut lesbares und wundervoll illustriertes Buch. Persönlich kann ich das Buch jedem, der sich für Erd- und Wissenschaftsgeschichte interessiert, nur empfehlen.

(Die Fotos des Covers und aus dem Buch stammen von mir, stehen aber ausnahmsweise nicht unter CC-Linzenz.)

Diaspora, SPD-Netzpolitik, ein (berechtigter) Presse-Rant

In meiner Filterblase hat sich die Woche vor allem so einiges zu Diaspora angesammelt. Darüber hinaus hat Anne Roth einen wundervollen Presse-Rant verfasst und die Berliner SPD entdeckt die Netzpolitik.

Diaspora*

Auf Facebook gibt es wieder eine Initiative, Leute für Diaspora zu interessieren, was komischerweise wohl zu teilweise heftigen Reaktionen auf Facebook geführt hat.

Aber wie hat das angefangen? Nun, Facebook hat vor kurzem die Möglichkeit eingeführt eigene Artikel gegen Geld hervorheben zu lassen; ungefähr so, wie es bei Google die gesponsorten Links gibt. Darüber hinaus scheint sich mittlerweile die Erkenntnis zu verbreiten, dass die eigene Pipeline nicht sooo ganz das zeigt, was man dachte (Stichwort: Facebooks Relevanz-Algorithmus). Wie das ganze aussieht, hat Christian Buggisch auf seinem Blog schön erklärt:

Man stelle sich vor: Ich schreibe einen neuen Blog-Beitrag mit dieser wunderbaren kostenlosen WordPress-Software, publiziere ihn – ihr bekommt ihn aber nicht zu sehen, weil ein WordPress-Algorithmus ihn nicht so wichtig findet. Oder man stelle sich vor: In eurem Mail-Posteingang wird es ein bisschen einsam. Nicht weil ihr weniger Mails bekommt, sondern weil eure E-Mail-Software euch nur diejenigen Mails zustellt, die sie wichtig genug findet.
Facebook – das asoziale Netzwerk

Nun mögen sich manche fragen, warum das ein Problem sein soll. Nun, das Internet ist in den letzten Jahren zu einem zunehmend wichtigen Teil unseres Alltags geworden. Es wird zu mehr genutzt, als sich nur einfach ein paar Bücher bei Amazon zu klicken oder sich irgendwelche Pornografie oder Katzenbilder herunter zu laden. Es wird zunehmend auch zu einem Instrument für Information, Bildung, politischer Willensbildung und Vernetzung.

Im Community-Bereich des Freitag hat the-babyshambler es wie folgt formuliert:

Im Informationszeitalter, in dem wir uns befinden, ist der freie Zugriff auf Information und die Möglichkeit der freien Verbreitung ebendieser kein reiner Luxus mehr, kein Zeitvertreib, kein Hobby. Freier Informationsfluss ist längst zur Grundlage einer freien Gesellschaft geworden und zu einem genuinen Bestandteil jeder echten demokratischen Ordnung – die wir anstreben.
Support DIASPORA* – Das System sind wir! – the-babyshambler/Der Freitag

Vor diesem Hintergrund sind wir darauf angewiesen, Informationen ungefiltert teilen und aufnehmen zu können, denn nur dann können wir unsere Filter selbstbestimmt ausrichten. Diese Filtersouverenität benötigt, wie Michael Seemann einmal feststellte, eine neutrale, offene Plattformen und dies ist Facebook nicht. Es war nie neutral, konnte es gar nicht sein. Das heißt nicht, dass man Facebook von heute auf morgen verlassen muss, aber wir brauchen Alternativen. Vor dem Hintergrund der Relevanz, die das Internet und Vernetzung heute hat, wäre es gefährlich sein digitales AlterEgo nur auf einen einzigen Anbieter zu stützen.

Eigentlich sollten wir aus der Biologie gelernt haben: Vielfalt macht ein System stabiler. Das gilt auch für die Digitale Welt.

Wer mehr über Diaspora* wissen will: In der letzten DiasporaNight auf TheRadio.CC gibt es mehr Informationen.

SPD-Netzpolitik

Die Berliner SPD hat wohl sich endlich dazu durchgerungen eine Position zur Netzpolitik zu beziehen. Auf einem Landesparteitag wurde ein Leitantrag zum Thema “Partizipation und digitale Teilhabe in der sozialen Stadt” beschlossen. Markus Beckedahl hat auf Netzpolitik.org das ganze einmal zerlegt und bewertet und ein durchaus positives Fazit gezogen.

Ein berechtigter Presse-Rant

Anne Roth hat auf ihrem Blog einen berechtigen Rant über die Tristesse im deutschen Online-Journalismus geschrieben. Sie fordert von den Redaktionen mehr Kooperation, Vernetzung und Interaktion und den Raum für Investigativen Journalismus zu nutzen. So schreibt sie:

Ja, sicher spielt Geschwindigkeit bei Nachrichten eine Rolle. Aber wie gesagt: wer aus welchem Vorstand zurückgetreten ist, wissen wir schon, das stand schon bei Twitter. Was fehlt, sind die Geschichten dahinter und drum herum.

Was fehlt, sind gut recherchierte Geschichten, mit Leuten, die etwas Neues zum Thema zu sagen haben. JournalistInnen wollen sie gern schreiben, wir wollen sie gern lesen. Und nicht über die ewig gleichen drei Themen oder die stetig wachsenden ‘Vermischtes’ ‘Panorama’-Rubriken.

Mein Fazit: Absolut lesenswert.

Rückblick Vortrag: »Online und Offline. Die soziale Bedeutung des Privaten«

Unter der Überschrift fand heute im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg ein Vortrag von Beate Rössler mit anschließender Podiums-Diskussion statt.

Auf dem Podium saßen Christoph Engemann, Christian Heller, Konrad Lischka und Kathrin Passig.

Interessant fand ich den Teil des Vortrages, in dem Beate Rössler im Zusammenhang mit dem Privaten bzw. der Privatsphäre von Erwartungen sprach. Es geht dabei um Fragen wie:

  • Was kann ich bei einer sozialen Beziehung erwarten?
  • Was wird ein anderer vermutlich für sich behalten, was wird er weitererzählen?

Entsprechend werde ich mein (Kommunikations-)Verhalten anpassen.

Nun ist gerade Facebook ein wunderbares Beispiel für Erwartungen und deren Enttäuschung und infolge dessen die Reaktion der Enttäuschten.

  • So weckt zum Beispiel die “Privatsphären-Einstellung” bei Facebook die Erwartung, ich könne meine Privatsphäre konfigurieren. Wenn dann doch auf der eigenen oder einer anderen Timeline etwas auftaucht, auf dass ich nicht vorbereitet war oder was “dort nicht hingehört”, dann steigt einem eine gewisse Zornesröte ins Gesicht.
  • Ein anderes Beispiel ist die Erwartung, man könne sein Profil irgendwie Anonymisieren und ist dann Aufgebracht, wenn in der Zeitung wieder von vermeintlichen Datenlecks oder dreisten Datenverwendungen bei Facebook zu lesen ist.
  • Ein drittes Beispiel ist, dass Facebook die eigenen Timeline/Nachrichten/etc. für denjenigen unkontrolliert filtert und zusammenstellt. Man selbst hatte dagegen möglicherweise die Erwartung, dass man sich seinen eigenen Informationsstrom an Hand seiner Kontakte und Likes zusammengestellt hatte und dann feststellt, dass man genauso eine Suppe vorgesetzt bekommt, wie bei den traditionellen Medien. (Nur dass hier keinen Menschen sondern Algorithmen regieren.)

Im Zusammenhang mit diesen Enttäuschungen ist es eigentlich echt erstaunlich, wie viele Nutzer Facebook hat.

(Man könnte auch provokant fragen, ob Facebook nicht die DDR des Internets ist, aber das ist ein anderes Thema)

Piwik, Tracking und Dilemma

Ich habe letztes Wochenende meinen Webspace etwas aufgebohrt, da der Speicherplatz doch so langsam eng wurde. Im Zuge dessen habe ich eine ganze Reihe neuer “Spielzeuge” bekommen, so auch das Analysetool Piwik. Dieses ist seit heute aktiviert.

Piwik ist freie Software, d.h. sie steht unter der GPL-Lizenz. Die Software läuft auf meinem Server und tut im Prinzip genau das, was auch jedes Logfile eines Webservers so macht. Im einzelnen speichert Piwik folgende Daten:

  • Ihre IP-Adresse in der Form 100.100.xxx.xxx (Die letzten beiden Adress-Blöcke werden also nicht gespeichert, d.h. anonymisiert, macht der Webserver auch)
  • Ihren Browser (tut der Webserver auch)
  • Ihre Betriebssystem (tut der Webserver auch)
  • Heruntergeladene Dateien (speichert der Webserver bis jetzt nicht)
  • Externe Links auf meine Seiten (speichert der Webserver bis jetzt rudimentär)

Piwik bietet auch die Möglichkeit an, Besucher per Cookie zu tracken. Diese Option habe ich aber derzeit deaktiviert. Es gibt zwar eine Opt-Out-Funktion, aber ich will dies Euch nicht zumuten. Es wird heutzutage genug herum geklickt.

Falls ihr dazu Anmerkungen habt, könnt ihr diese gerne in den Kommentaren hinterlassen.

Der Taunus im Herbst 2012

Heute morgen mal wieder im Wald gewesen, mit Pilzkorb und Fotoapparat. Die eine Woche Regenwetter hat den Pilzen echt gut getan und das Herbstwetter war ein echter Bonus.

Und hier ist die Ausbeute der Tour :)

Frisch aus dem Wald

Die Pilzernte – Frisch aus dem Wald

Nun auch Mobil bloggen

Ich wusste gar nicht, dass es von WordPress auch eine mobile Version gibt. Jetzt kann ich auch von Unterwegs auf mein Blog zugreifen. Und bei der App handelt es sich um echte freie Software.

Sehr schön :-)

Das einzige, was ich hier vermisse ist, dass ich keine Tags auswählen kann ich (oder ich habe diese Möglichkeit noch nicht gefunden :-\ )

EU-Bürger-Konsultation – Einfach mal Netzneutralität fordern

Bis kommenden Montag hat die EU noch eine Öffentliche Konsultation zu “spezifischen Aspekten von Transparenz, Datenverkehrsmanagement und Wechsel in einem offenen Internet” (Original: Public consultation on specific aspects of transparency, traffic management and switching in an Open Internet) am Laufen. Da man alternativ zum komischen, englischsprachigen Fragebogen auch einfach seine Anmerkungen per E-mail an die EU schicken kann, habe ich diese Möglichkeit genutzt, zumal der Kampf um die Netzneutralität eigentlich der Schlüsselkonflikt um das freie und offene Netz ist.

Mehr zum Thema findet man drüben bei Netzpolitik oder bei La Quadrature du Net.

Was meine Erfahrungen mit der Netzneutralität angeht: P2P wird von meinem Mobilfunk-Provider (O2) ausgebremst. Ein Test ergab für Bittorrent einen Up/Downstream von 64kbit/122kbit, was ISDN-Geschwindigkeit entspricht. Manche Dienste würden mir daher mobil gar nicht zur Verfügung stehen (So verteilt beispielsweise Blizzard die Client-Aktualisierungen des Online-Spieles „World of Warcraft“ über P2P). Ergo: Wenn man das Internet wirklich in Gänze nutzen will, so stellt der mobile Zugang in Deutschland faktisch keine brauchbare Alternative dar. Er ist aller höchstens eine Ergänzung, mehr nicht.

Leider wird LTE in Deutschland mit den gleichen Kundenfallen ausgebaut, die es zur Zeit in den G3-Netzen gibt und für die ländlichen Räume bekommen die Provider dann noch Monopolrechte in den Arsch geblasen (Sorry für die Ausdrucksweise). Ironischerweise stehen die ersten LTE-Netze in den Großstädten zur Verfügung.

Meine Forderung an die EU-Kommission ist daher klar:

Wo Internet drauf steht, muss auch Internet drin sein.
→ Keine Diskriminierung von Diensten
→ Keine Diskriminierung von Protokollen
→ Keine Datenschnüffelei wie Deep-Packet-Inspection

Das offene, freie und neutrale Internet kann nur durch eine gesetzliche Verankerung gewährleistet werden. Auf den Wettbewerb kann man nicht vertrauen. Die Geschichte zeigt es immer wieder, dass große Unternehmen alles tun, um Wettbewerb zu verhindern und zu beseitigen.
[…]

Das Internet ist ein Gemeingut, es gehört allen Menschen. Alle Menschen müssen das Recht haben, das Internet frei und ohne Beschränkungen zu nutzen. Dies gilt auch für zukünftige Generationen.

Daher fordere ich Sie (Anm.: Die EU-Kommission) auf, die Netzneutralität endlich auf europäischer Ebene festzuschreiben.

Mal schauen, wie viele Konsultationen wir noch bekommen werden…

Night of the walking dead – Über untote Sicherheitsfantasien

Wenn man sich mit Internet und Überwachung beschäftigt, hat man seit 9/11 immer öfter das Gefühl, man hätte es mit einer Zombie-Armee zu tun. In geradezu ständiger Regelmäßigkeit jagen Sicherheitsfanatiker, Terror-“Experten”, selbsternannte “Kinderschützer” oder sogenannte Cybercrime-Experten neue Säue durchs Dorf, ja manchmal ganze Rotten.

Die letzten Wochen kam mal wieder ein ganzer Haufen Mist zusammen. Als erstes hat EDRI ein Papier aus dem Umfeld des CleanIT-Projektes veröffentlicht. Dort finden sich alle Inhalte der feuchten Träume unserer Sicherheits- und Überwachungsbehörden wieder, seien es Inhaltefilter, Vorratsdatenspeicherung, Netzsperren oder die Providerhaftung, um nur die größten Schweinereien zu nennen.

EDRi hat aus dem Dokument einmal die schlimmsten (man könnte auch sagen die beklopptesten) herausgesucht. Die Übersetzung stammt von netzpolitik.org:

  • Schaffung von Gesetzen, dass Behörden auf Online-Patrouille gehen können, inklusive der (vermutlich anonymen) Teilnahme an Online Diskussionen
  • Aufhebung von Gesetzen, die das Filtern und Überwachen der Internet-Anschlüsse mit Mitarbeiter/innen in Firmen verbieten
  • Strafverfolgungsbehörden soll es ermöglicht werden, Inhalte entfernen zu lassen “ohne arbeitsintensive und formelle Verfahren wie ‘Notice and Action’”
  • “Wissentlich” auf “terroristische Inhalte” zu verlinken, soll ebenso strafbar sein wie “die Terroristen”
  • Schaffung rechtlicher Grundlagen für Klarnamenszwang, um anonyme Nutzung von Online-Diensten zu verhindern
  • Provider sollen haftbar gemacht werden, wenn sie keine “angemessenen” Anstrengungen unternehmen, Überwachungstechnologien einzusetzen, um die (undefinierte) “terroristische” Nutzung des Internets zu identifizieren.
  • Unternehmen, die Internet-Filter zur Verfügung stellen sowie deren Kunden sollen haften, wenn sie von Filtern festgestellte “illegale” Aktivitäten nicht melden
  • Kunden sollen haften, wenn sie “wissentlich” etwas melden, das nicht illegal ist
  • Regierungen sollen die Hilfsbereitschaft der Provider als Kriterium für die Vergabe öffentlicher Verträge verwenden
  • Social Media Plattformen sollen Systeme zum Sperren und “Warnen” einsetzen. Einerseits ist es irgendwie illegal (undefinierte) Internetdienste für “terroristische Personen” zu erbringen, andererseits sollen bekannte illegale Inhalte zwar ausgeliefert, aber mit einer Warnung versehen werden.
  • Die Anonymität von Personen, die (vermutlich) illegale Inhalte melden, soll gewahrt werden. Aber die IP-Adresse muss geloggt werden, damit man Leute verfolgen kann, die bewusst legale Inhalte gemeldet haben.
  • Unternehmen sollten Upload-Filter einsetzen, damit einmal entferne Inhalte (oder ähnliche) nicht erneut hochgeladen werden können
  • Inhalte sollen nicht immer entfernt werden, sondern manchmal nur vom Hosting Provider “gesperrt” und die Domain entfernt werden

Laut EDRi wurden im Vorfeld weder die Begriffe “Terrorismus”, “terroristische Inhalte” oder “illegale Inhalte” definiert. Das ganze drehte sich also irgendwie um ein unklares, nicht definiertes, dubioses Etwas. Warum also die EU-Kommission 400.000 EURO für diesen Mist ausgegeben hat, entzieht vielen Beobachtern. So schreibt Udo Vetter auf law blog:

Während sich CleanIT auf der offiziellen Homepage als potentielle Taskforce im Kampf gegen den Terrorismus präsentiert, enthüllt die Lektüre des aktuellen Berichts die wahren Dimensionen des Projekts. Zwar ist auch darin immer wieder von “Terrorismus” die Rede. Es wird aber noch nicht mal der Versuch unternommen, diesen Begriff zu definieren.

Stattdessen ergibt sich aus jedem Absatz des Dokuments, dass in Wirklichkeit eine umfassende Infrastruktur zur Kontrolle des Netzes geplant ist, und zwar in Bezug auf unerwünschte Inhalte jeder Art. Ansonsten ist der umfassende Maßnahmenkatalog kaum zu erklären.

In der Summe würden die Vorschläge, die bei CleanIT gemacht werden, sich in eine Reihe mit INDECT stellen und einerseits die Strafverfolgung weiter in Richtung precrime verschieben andererseits die Rechtsdurchsetzung weiter privatisieren und so dem Rechtsstaat das Fundament entziehen.

Der Projektkoordinator But Klaasen nennt das ganze euphemistisch ein “Diskussionspapier” und kann die ganze Aufregung irgendwie nicht verstehen. Jedenfalls führte er in einer Rede beim Treffen des Internet-Forums RIPE vom 27.09. als Begründung, warum das Papier noch nicht veröffentlicht worden sei aus:

the reason we did not publish this document and we don’t do it, is that it does not have a formal status, it is continually changing, and without the proper context, people might actually think we do want to destroy the Internet. […] without this context publishing will only lead to misunderstandings.

Man hätte also Missverständnisse vermeiden wollen. Tja, er hätte vielleicht zu Beginn des Projektes ein paar klare Pflöcke einschlagen sollen, z.B. ein klares Bekenntnis zum freien Internet, zu Bürgerrechten, der Unschuldsvermutung, einer klaren Definition des Begriffs “Terrorismus” und so weiter. Dies hätte es auch EDRi oder der EFF ermöglicht, sich aktiv in den Prozess einzubringen.

Weitere Informationen zu dem Thema finden sich bei EDRi sowie bei netzpolitik.org unter dem Tag CleanIT.

CleanIT war auch Thema beim letzten Chaosradio auf fritz.de (Chaosradio 183 – CleanIT), wo das “Diskussionspapier” von den Teilnehmern auch als nette Geste bezeichnet wurde, denn so hätte man nochmal schön zusammengefasst bekommen, mit was man sich so beschäftigen müsse und was man nicht vergessen dürfe.

Ce(n)cilia Malmström distanzierte sich nach der Veröffentlichung des Papiers durch EDRi schleunigst von dem ganzen Projekt und zwar mit einigem Rudern, wie auf ihrem twitter-Account zu lesen war:

Im Anschluss twitterte Malmström sogar selbst nochmal, dass die Diskussionen im CleanIT-Forum keinerlei legislativen noch politischen Einfluss auf ihre Arbeit als Kommissarin habe.

Die Worte höre ich wohl, alleine mir fehlt der Glaube…

Der 2. Misthaufen stammt vom Deutschen Juristentag. Das “Ziel des Juristentages ist die Fortentwicklung des Rechts, indem wissenschaftlich die Notwendigkeit der Änderung der Rechtsordnung untersucht wird, öffentliche Vorschläge für Rechtsänderungen unterbreitet werden und auf von Deutschen Juristentag als solche angesehene Missstände im Recht hingewiesen wird.” (Quelle Wikipedia)

Leider hat der Deutsche Juristentag mit seinen neuesten Beschlüssen das mit der “Fortentwicklung” nicht so richtig verstanden. Es ist eher eine Rückentwicklung. So fordert der Juristentag unter anderem die Abschaffung der Anonymität im Internet, die Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung, die Quellen-TKÜ (Stichwort: Staatstrojaner) und vieles andere mehr.

Wie schräg das alles ist, kann man Beispielhaft an folgenden Beschlüssen sehen.

Ein „Recht auf anonyme Internet-Nutzung“ ist nicht anzuerkennen. Bei aktiver Nutzung des Internets mit eigenen Beiträgen darf der Nutzer nicht anonym bleiben, sondern muss im Rahmen einer Verwendung von Pseudonymen zumindest identifizierbar sein. Nur dann lassen sich Rechtsverstöße wirksam verfolgen. Internet-Dienste sollen den Klarnamen und die Internetverbindung ihrer Nutzer registrieren. (angenommen 18:11:1)

Im Interesse einer effektiven Durchsetzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung im Internet besteht ein schützenswertes Recht der Internetnutzer auf Anonymität. Ansprüche Dritter wegen Rechtsverletzungen durch Internetnutzer sollen weitestmöglich hinter dem Recht auf Anonymität zurückstehen, Identifizierungspflichten von Internetdiensten sind entsprechend zu beschränken. (abgelehnt 12:16:2)

Andere Wahnsinnigkeiten kann man bei Thomas Stadler nachlesen. Dort hat er einmal alle Beschlüsse, die ihm für das Internet wesentlich erscheinen, zusammengestellt. Sein Fazit: Die Beschlüsse des Juristentages sind in der Tendenz bürgerrechts- und internetfeindlich.

Dazu passt in Summe die 15. Folge der RapNews von TheJuiceMedia: Big Brother is WWWatching You (feat. George Orwell). Viel Spaß beim anschauen :)

Meine kleine Fototour

Manchmal kommt man auf recht komische Ideen, wie zum Beispiel “Warum stehe ich morgen früh nicht zeitig auf und gehe im Wald Bilder machen?”. Diese Idee hatte ich gestern Nachmittag. Wer sich jetzt denkt: “Der muss bekloppt sein im Urlaub zu einer Zeit aufzustehen (freiwillig!!), zu der andere sich aus den Federn quälen, um arbeiten zu gehen”, dem kann ich nur sagen: Jup, hast recht ;)

Also: Hier die Route, die ich genommen habe

Wanderroute

Wanderroute (Karte: © OpenStreetMap und Mitwirkende, CC BY-SA)

Start war am Erlenhof, dort in den Wald und den Lindenweg lang, dann querfeldein durch den Hochwald zum Weberpfad, diesem folgend bis zum Sportzentrum Nord West, von dort durchs Kirdorfer Feld und über den Weißkreuzweg zum Kirdorfer Kreuz, dem Ziel.

Hier sind die Fotos (insgesamt habe ich knapp 150 Aufnahmen gemacht, aber viele wirkten dann am Monitor doch nicht so gut, wie gedacht, zumal ich heute auch etwas mit den Einstellungen bei Fokus, Blende und Belichtung herum experimentiert habe).

Nachtrag: Eigentlich wollte ich ein paar Fotos hier hochladen, aber irgendwie spinnt der Server gerade etwas :(

Herbstanfang

Heute ist der 01. September und damit beginnt der meteorologische Herbst. Der Sommer ist vorbei und passend dazu werden die Nächte kälter und die Tage kürzer. Aber auch der Herbst hat Dinge, auf die man sich freuen kann.

Freuen wir uns also auf die Zeit des bunten Laubs und der Herbstpilze; auf die Zeit der Herbstnebel, der Obsternte und der Weinlese. Genießt die warmen Tage des Altweibersommers, den Zwiebelkuchen und Federweißen.

Herbst im Bad Homburger Kurpark

Herbstzeit (CC BY-SA 3.0 Deutschland)